Das Gebiet des heutigen "Unternehmenspark Kassel GmbH" entstand 1934 auf dem Gebiet der ehemaligen Munitionsfabrik. Es war vollkommen verfallen bis 1934 die Spinnfaser den größten Teil des Geländes erwarb, um hier eine große Zellwollfabrik einzurichten.  "Für die Wahl dieses Objektes sprach die günstige Beschaffenheit des Fuldawassers, die Nähe der hessischen Braunkohlenzechen und die Tatsache, dass sich die vorhandenen Gebäude zweckmäßig für den Produktionsprozess verwenden ließen. Der Aufbau ging sehr schnell vonstatten. Es wurde fieberhaft gearbeitet, und bereits am 1. Dezember 1935  wurde die erste verwendbare Produktion hergestellt. Im Juli 1936 betrug die Tagesproduktion bereits 50 000 kg und wurde in den folgenden Jahren auf 100 000 kg  pro Tag gesteigert. Damals wurde die Marke "Flox", zu einem Begriff in vielen Ländern. Dir Ausbruch des zweiten Weltkrieges stoppte den schwungvollen Aufbau. Bis zur Beendigung des Krieges hatte das Werk sechs schwere und sechs leichtere Luftangriffe überstanden. Weiter gearbeitet wurde aber trotz allem. Am zweiten Osterfeiertag 1945 besetzten amerikanische Truppen das schwer beschädigte Werk. Nur dem glücklichen Umstand, daß das Kesselhaus voll einsatzfähig war und die schwer zerstörte Stadt Kassel mit Strom versorgen konnte, ist es zu verdanken, daß das Werk die Genehmigung zur Wiederaufnahme der Arbeit erhielt. Mit l0 Tonnen. pro Tag wurde die Produktion wieder aufgenommen. Die Gebäude wurden instandgesetzt und der Maschinenpark im Laufe der Jahre wesentlich verbessert und modernisiert. Heute (1952) beträgt die Tagesproduktion 110 t.  Die größte Aufmerksamkeit und Sorgfalt der Werksleitung gilt jetzt der Verbesserung der Qualität der Zellwolle. Ihre gleichmäßige Länge und  Feinheit macht die Zellwolle zu einem Rohstoff mit außerordentlich günstigen Verarbeitungs- und Gebrauchsbedingungen; sie ist zu dem noch billiger als alle natürlichen Textilrohstoffe. So erfreut sich die Floxfaser sowohl bei der weiterverarbeitenden Textilindustrie als auch bei den Verbrauchern zunehmender Beliebtheit. Aus Bettenhausen ist die Spinnfaser Aktiengesellschaft nicht mehr wegzudenken. Viele Mitbürger dieses Stadtteiles finden dort Arbeit und Brot. Von der Entwicklungsfähigkeit und der Zukunft dieses Betriebes hängt deshalb auch das Wohlergehen eines guten Teils der Bürgerschaft ab." Einigkeit Nützt Kassels Arbeitnehmern - diese Definition des Firmennamens gilt heute mehr denn je: Siehe die Schließungspläne für die AEG-Kühlschrankfabrik in der Lilienthalstraße. 'Dein Arbeitsplatz bei der Spifa - wie die Spinnfaser im Volksmund genannt wurde - ist sicherer als beim Staat' war über viele Jahre die Meinung der Bevölkerung. In diesen Genuss kamen in Spitzenzeiten mehr als 3.000 Beschäftigte. Die Arbeitsplätze wurden in der Familie weiter vererbt. War der Vater ein Mitarbeiter, so war eine Lehrstelle als Handwerker oder kaufmännische Angestellte so gut wie sicher. Neben dem 'sicheren' Arbeitsplatz war auch der Tarif in der chemischen Industrie  nicht gerade schlecht. Ein weiterer Vorteil war, dass für die Forstfelder der Arbeitsplatz fast vor der Haustür lag. Und tolle Sozialleistungen gab es obendrein, wie z. B. Urlaub auf Betriebskosten in der Rhön, Bade- und Saunaeinrichtungen, Kantinenessen, Betriebsdarlehen Aus der Spinnfaser AG wurde durch die Übernahme der AKZO die Glanzstoff AG, schließlich ENKA Glanzstoff AG und in 1978 die ENKA AG. Der "Glanz" ging in 1976 verloren mit der Schließung der Zellwolle-Produktion. Das war der Anfang vom Ende. Die Zellwolle-Produktion war der Wetterbericht für den Kasseler Osten, denn je nach Windrichtung hieß es: Die Spinnfaser stinkt mal wieder. Im Zusammenhang mit der Schließung der Zellwolle-Produktion hatte der Vorstand Versprechungen für den bevorzugten Ausbau der anderen Produkte gemacht - dazu später. Am 26.4.1974 vernichtete ein Großbrand mit 10 Mio. DM Sachschaden einen Teil der Produktionsanlagen für DIOLEN-Fasern. Die Fabrik wurde hochmodern wieder aufgebaut. Die bei der Teilstillegung frei werdenden Mitarbeiter wurden in anderen Abteilungen eingesetzt - mit einer Besitzstandsregelung von 3 Jahren - eine außerordentliche Sozialleistung. Nach dem Gesetz war 1 Jahr Pflicht. Besitzstand heißt z. B., wenn ein Meister auf eine Vorarbeiterstelle umgesetzt wurde bekam er 3 Jahre seinen Meisterlohn weiter. Immer wieder kamen Meldungen aus der Hauptverwaltung in Wuppertal, dass es auf dem Weltmarkt Überkapazitäten an synthetischen Fasern (DIOLEN/PERLON) gab. Da die Produktion vollkontinuierlich, d.h. 24 Stunden am Tag, gefahren wurde, ließ sich die Produktion u.a. durch Betriebsstillstand, d.h. Betriebsferien drosseln. Diese Zeiten wurden dann für Reparatur- und Reinigungsarbeiten genutzt. Die biologische Kläranlage musste in dieser Zeit manuell gefüttert werden. Zu Kühlzwecken wurde der Fulda Wasser entnommen und nach der biologischen Reinigung in die Fulda zurückgeleitet. Angeblich war das Wasser hinterher sauberer als bei der Entnahme. Das werkseigene Kraftwerk war Lieferant für die Städtischen Werke. Und ein guter Steuerzahler war der Betrieb auch. Wie aus heiterem Himmel traf den Betriebsratsvorsitzenden Helmut Haase die Mitteilung des Vorstandsmitgliedes Tückmantel am 5.Dezember 1979 in Wuppertal, dass er von der Schließung des Werkes auszugehen hätte. Nun begann ein beispielloser Arbeitskampf um die Erhaltung der 844 Arbeitsplätze. Von der Schließung waren nicht nur die Beschäftigten und ihre Familien betroffen, nein, es würde auch Forstfelder Gewerbetreibende treffen. Der Blumenladen, der Schuster (Reparatur der Feuerwehrschuhe), der Lebensmittelhandel; im weiteren Umfeld weitere Zulieferer und sog. Subunternehmer. Der interne Arbeitskampf zwischen Betriebsrat und Werksleitung/Vorstand mag den vielfältigen Dokumentationen entnommen werden, z.B. die Dokumentation der GEW "Beispiel: ENKA" über 615 Seiten oder 2 Bände der Gewerkschaft IG Chemie-Papier-Keramik. Die Autorin möchte mehr die menschliche Betroffenheit schildern. Mit einem Flugblatt fordert der Betriebsrat die Beschäftigten zur Besetzung des Betriebes ab 11.12.1980 auf. Das bedeutet, die Beschäftigten verrichten ihre Arbeit, danach halten sie sich in den Aufenthaltsräumen auf. Die Familien werden durch das Organisationskomitee verständigt. Für Verpflegung und Schlafmöglichkeiten wird ebenfalls gesorgt. Reporter der regionalen und überregionalen Presse geben sich die Tür in die Hand. Das Fernsehen berichtet. Für das Fernsehen der DDR ist dieses 'Muskelspiel des Kapitalismus' ein gefundenes Fressen. Das DDR-Fernsehen interviewt und will es in der Aktuellen Kamera senden  - was dann doch nicht erfolgt. Zwei Lehrerinnen der Gesamtschule Lohfelden produzieren mit Schülern eine Schulfunksendung zu diesem Thema.  Unter den Beschäftigten sind viele Forstfelder, so wurden z. B. Anfang der 70-er Jahre viele türkische Kollegen eingestellt, die in der Städtischen Siedlung wohnen. Viele Kolleginnen und Kollegen wohnen in der 1974 neu erbauten Heinrich-Steul-Straße. Manch einer hat sich ein Siedlungshäuschen gekauft. Die Solidarität in der Bevölkerung ist groß. Im Dezember 1981 - ein Jahr nach Bekanntgabe des Schließungsbeschlusses wird die Bürgerinitiative 'Rettet Enka' gegründet. Im Verlauf des Arbeitskampfes werden mehr als 10.000 DM aus allen Teilen der Bundesrepublik gespendet. Damit werden u.a. Plakataktionen, Flugblätter und Veranstaltungen finanziert. Die Sprecher der Bürgerinitiative sind die Familienangehörige Christl Grass, der Pfarrer der Immanuel-Kirche Herbert Lucan, der Verlagskaufmann Karl-Heinz Mruck und der Betriebsangehörige Rudolf Ludwig. Die BI rbeitet eng mit dem Betriebsrat zusammen und wird dort aktiv, wo der Betriebsrat aus rechtlichen Gründen nicht tätig werden kann. Die Politik wird auf allen Ebenen aktiv. Unser damaliger und heutiger Ortsvorsteher Falk Urlen bittet bei einem Zusammentreffen den damaligen Ministerpräsidenten Holger Börner eindringlich um Hilfe. Mehrfach bittet der Magistrat und der Oberbürgermeister Hans Eichel den Vorstand und den Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Alfred Herrhausen (der übrigens später von Terroristen ermordet wird) um die Rücknahme der Schließungspläne. Denn inzwischen hat es mehrfach Vorschläge für eine Sanierung und den Abbau der Verluste gegeben. Um es hier noch einmal ganz deutlich zu sagen: Der Schließungsgrund war Gewinnmaximierung, d. h. Erhöhung der Dividenden der Aktionäre. Die BI-Sprecherin Christel Grass hat Akzo-Aktien gekauft, um auf einer Aktionärsversammlung in Holland Rederecht zu haben. In der Kasseler Innenstadt wurden 45.000 Unterschriften gegen die Schließung gesammelt (Mein Mann hat doch schon unterschrieben, da brauche ich doch nicht auch noch) und mit 5 Bussen nach Wuppertal gebracht, um sie dem Vorstandvorsitzenden Dr. Zempelin zu übergeben. Das war eine Meldung für die Tagesschau wert. Die Aktivitäten des Betriebsrates und der BI fanden nicht nur Befürworter. Inzwischen gab es Gerüchte über einen Sozialplan. 'Gute Leute' freuten sich schon auf ihre Abfindung, um dann umgehend beim nächsten Arbeitgeber anzufangen. Der Betriebsrat hat alle möglichen rechtlichen Schritte wie Interessenausgleich, Gutachten und Einigungsstelle ausgeschöpft. Die vor erwähnte Zusage über den bevorzugten Ausbau der übrigen Produktionsstätten - nach Zellwolle-Schließung - bewertet das Gericht als eine 'Absichtserklärung'. Mit Schreiben der Werksleitung vom 18.11.1982 an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird u.a. folgendes mitgeteilt: Enka Aufsichtsrat: "Werk Kassel wird stillgelegt!". In diesem Schreiben wird nochmals der Wechsel in ein anderes Werk angeboten oder, falls das nicht möglich ist, eine Abfindung angeboten. Die Schließung soll stufenweise erfolgen. Die ursprünglich vorgesehene frühere Schließung konnte durch das zähe Verhandeln des Betriebsrates und Ausschöpfung aller Möglichkeiten nach dem Betriebsverfassungsgesetz und dem massiven Protest der Beschäftigten und der Bevölkerung auf den 30.6.84 hinausgezögert werden. Der Betriebsrat konnte für die noch verbliebenen Beschäftigten einen für die damalige Zeit außergewöhnlichen Sozialplan aushandeln, nachdem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zum Zeitpunkt der Schließung 55 Jahre und älter waren, bis zum Eintritt der Rente 90 % des letzten Nettoeinkommens erhalten (Aufstockung des Arbeitslosengeldes). Für alle anderen wurde eine Abfindung ausgehandelt, deren Berechnung nach einem Schlüssel (Alter, Betriebszugehörigkeit, Kinder) erfolgte. Ein Teil der Beschäftigten hat die Versetzung angenommen, ein Teil mit Wochenendheimfahrten, ein Teil ist umgezogen. Und ein Teil war für den Rest des Berufslebens arbeitslos ...
RETTET ENKA Hannelore Diederich
Von der Spinnfaser zur ENKA  Falk Urlen 1934 erwarb die Spinnfaser den größten Teil des seit 1919  nicht mehr genutzten Geländes mit halb verfallenen Werkshallen, um hier eine große Zellwollfabrik aufzubauen. Für die Wahl dieses Objektes sprach die günstige Beschaffenheit des Fuldawassers, die Nähe der hessischen Braunkohlenzechen, die Tatsache, dass sich die vorhandenen Gebäude für den Produktionsprozess verwenden ließen und dass Kassel 5.000 Arbeitslose hatte. Der Aufbau ging sehr schnell vonstatten. Es wurde fieberhaft gearbeitet, und bereits am 1. Dezember 1935 wurde die erste verwendbare Produktion hergestellt. Mit einer neuen 90 cm starken Wasserleitung pumpte man Wasser aus der Fulda, das hätte zur Versorgung der damals 170 000 Einwohner zählenden Stadt Kassel ausgereicht. Der Energiebedarf entsprach einer Stadt von 30.000 Einwohnern.  Aber warum brauchte man eine solch groß dimensionierte Fabrik? Deutschland war nach dem verlorenen Weltkrieg wirtschaftlich am Boden, es fehlte an Rohstoffen, Nahrungsmitteln und Bekleidung. Es gab 1934 noch 5 Millionen Arbeitslose, 5000 davon in Kassel. Die Landwirtschaft kümmerte sich um die Ernährung, für die Produktion von Wolle und Flachs gab es keine Ackerflächen. 65 % des Textilrohstoffbedarfs musste importiert werden, obwohl man kaum Devisen hatte. In Oberbruch hatte man schon für die Großanlage in Kassel geforscht und kleine Mengen produziert. Jetzt baute man die Großanlage, im Juli 1936 betrug die Tagesproduktion bereits 50 t und wurde in den folgenden Jahren auf 100 t pro Tag gesteigert. Aus Handwerkern aller Sparten wie Bäcker, Friseure, Schuhmacher, Metzger und Metallarbeitern sowie ungelernten Arbeitskräften wurde die Belegschaft zusammengestellt und innerhalb kurzer Zeit ein gut funktionierendes Team an modernen problemlos arbeitenden Maschinen.  Das anscheinend verfügbare große Arbeiterreservoir in Kassel und Umgebung war durch die gleichzeitig aufkommenden Wirtschaftsprojekte (Fieseler u. a.) bald erschöpft. Bereits 1936 wurden auswärtige Arbeitskräfte aus Notstandsgebieten wie Worms angeworben, zunächst ohne ihre Familien, für sie wurden dann für 69 Werksangehörige Siedlungshäuser in der „Bunten Berna“ im Eichwald gebaut. Es gab 123 Werkswohnungen in der Lilienthalstr. und in der Wohnstr.  Dr. Rathert schreibt in seinem Vorwort zur Festschrift zum 25jährigen Jubiläum, dem ich auch viele oben geschildert Details entnahm: „Vielfach war am Morgen gespon-nene Zellwolle bereits am nächsten Tage geprüft, verladen und stand bei Tag- und Nachttransporten am übernächsten Tag schon zur Verspinnung beim Kunden bereit. Mit Stolz sahen wir die Lastwagen, deren Planen die blau-silberne Flox-Siegelmarke trugen, durch ganz Deutschland reisen.“ Damals wurde die Marke „Flox“ zu einem Begriff in vielen Ländern. 1936 war die Spinnfaser Aktiengesellschaft Kassel die größte Zellwolleerzeunungsstätte Europas. Beschäftigt wurden 1244 Lohnempfän-ger, 128 Angestellte und 320 Fremdfirmenarbeiter.  Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges stoppte den schwungvollen Aufbau. 1939 wurden die ersten 300 Werkangehörigen eingezogen und nachdem die Frauenar-beitspflicht eingeführt worden war, durch diese bzw. durch 12-Stunden-Schichten ersetzt. Die Kinder wurden im Werkskindergarten betreut. Wegen Verkehrsschwie-rigkeiten wurden die Produkte auch vom Fuldahafen aus nach Münster verfrachtet. 100 Tonnen je Kahn. Während des gesamten Krieges gab es 6 leichtere und 6 schwere Luftangriffe, einmal war das Werk 4 Monate lahm gelegt. Man baute aber immer wieder auf. Als die Küche und der Speisesaal zerstört war, gab man durch Heranschaffen neuer Kessel nach 36 Stunden schon wieder 1300 Essen aus.  Am zweiten Osterfeiertag 1945 besetzten amerikanische Truppen das schwer be-schädigte Werk. Weil das Kesselhaus der „Spinnfaser“ voll einsatzfähig war und die schwer zerstörte Stadt Kassel mit Strom versorgt werden musste, brauchten die Schornsteine, die den Flugzeugen der Amerikaner eigentlich im Weg waren, nicht gesprengt zu werden, so konnte das Werk dann auch die Produktion wieder aufneh-men. Viele Werksangehörige aus den Werken in Breslau, Sydowsaue und Lobositz fanden hier wieder eine Anstellung.  Nach der Währungsreform 1948 konnte die Produktion die Nachfrage kaum befriedigen. 1951 wurde die Vorkriegsleistung von 100 Tagestonnen wieder erreicht, die aber auch wegen den Folgen des Koreakrieges bis 1952 auf 45 t sank. Das war mit Kurzarbeit und zeitweiser Werksstilllegung verbunden. Danach verbesserte sich die Situation wieder, es wurde neu gebaut und 1956 eine Gasreinigungsanlage eingebaut, womit Tausende Tonnen Schwefelkohlenstoff zurückgewonnen wurde und die Geruchsbelästigung für die Kasseler Bevölkerung erheblich reduziert wurde.  In Spitzenzeiten wurden hier über 3000 Menschen beschäftigt. Aus der Spinnfaser AG wurde durch die Übernahme der AKZO die Glanzstoff AG, schließlich ENKA Glanzstoff AG und in 1978 die ENKA AG. Der "Glanz" ging in 1976 verloren mit der Schließung der Zellwolle Produktion. Das war der Anfang vom Ende. Die Zellwollproduktion war der Wetterbericht für den Kasseler Osten, denn je nach Windrichtung hieß es: Die Spinnfaser stinkt mal wieder. Am 26.4.1974 vernichtete ein Großbrand mit 10 Mio. DM Sachschaden einen Teil der Produktionsanlagen für DIOLEN Fasern. Die Fabrik wurde hochmodern wieder auf-gebaut. Die bei der Teilstillegung frei werdenden Mitarbeiter wurden in anderen Abteilungen eingesetzt. Immer wieder kamen Meldungen aus der Hauptverwaltung in Wuppertal, dass es auf dem Weltmarkt Überkapazitäten an synthetischen Fasern (DIOLEN/PERLON) gab. Da die Produktion vollkontinuierlich, d. h. 24 Stunden am Tag, gefahren wurde, ließ sich die Produktion u. a. durch Betriebsstillstand, d. h. Betriebsferien drosseln. Diese Zeiten wurden dann für Reparatur und Reinigungsarbeiten genutzt. Die biologische Kläranlage musste in dieser Zeit manuell gefüttert werden. Zu Kühlzwecken wurde der Fulda Wasser entnommen und nach der biologischen Reinigung in die Fulda zurückgeleitet. Angeblich war das Wasser hinterher sauberer als bei der Entnahme. Das werkseigene Kraftwerk war Lieferant für die Städtischen Werke. Und ein guter Steuerzahler war der Betrieb auch. Wie aus heiterem Himmel traf es die Belegschaft am 5. Dezember 1979, als sie erfuhr, dass man von der Schließung des Werkes auszugehen hätte. Es begann ein beispielloser Arbeitskampf um die Erhaltung der 844 Arbeitsplätze bei dem u. a. auch über 50.000 Unterschriften gesammelt wurden, dennoch wird mit Schreiben der Werksleitung vom 18. November 1982 an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter u. a. folgendes vom Enka Aufsichtsrat mitgeteilt: „Werk Kassel wird stillgelegt!". In diesem Schreiben wird der Wechsel in ein anderes Werk oder, falls das nicht möglich ist, eine Abfindung angeboten. Die Schließung erfolgte stufenweise. Die Abnehmer und Weiterverarbeiter der Produkte waren in erster Linie Spinnereien und Vlieshersteller. Die, aus Kasseler Fasern hergestelltenGarne, gingen hauptsächlich in Webereien und Strickereien, von dort über Färberei und Ausrüstung (Veredelung)zum Konfektionär und Endverbraucher. Nachstehend einige Produckte der in Kassel hergestellten Chemiefasern: ·	Zellwolle (Viskose Spinnfasern)  ·	Normalzellwolle (Baumwoll- und Wolltypen) unter dem Namen "FLOX". Rein oder in Mischung mit anderen Fasern für Kleiderstoffe, Oberstoffe, Blusen, Hemden, Dekostoffe, Decken, Möbelstoffe, Einlagestoffe u.a.  ·	Hochfeste Zellwolle (Duraflox. Colvera) für technische Gewebe, Förderbänder, Reifen, Kunstleder u.a.  ·	Grobe Zellwolle (Floxan) für Teppiche, Strukturgewebe u.a.  ·	Diolen (Polyester Spinnfasern)  ·	Baumwoll- und Wolltypen. Die Baumwolltypen wurden rein oder in Mischung mit anderen Fasern eingesetzt für Kleiderstoffe, Oberstoffe, Blusen, Hemden, Mantelpopeline, Gardinen, Dekostoffe, Vliesstoffe, sowie technische Gewebe, Filter u.a. Die Wolltypen ebenfalls rein oder in Mischung mit anderen Fasern für Anzug- und Kostümstoffe, Strickwaren, Möbelbezugsstoffe, Heimtextilien, sowie Füllmaterial für Steppdecken und Kissen u.a.  ·	Perlon (Polyamid Spinnfasern)  ·	Grobtypen für Teppiche, Bodenbeläge, Nadelfilz, Möbelstoffe, Strukturgewebe u.a. Kunden und Kundendiensttechniker berichteten übereinstimmend, dass die Produkte der Spinnfaser bzw. der Enka Kassel zu den Spitzenprodukten auf dem Weltmarkt gehörten. Durch den Ausbau der Chemiefaserindustrie in den Billiglohn-Ländern und dem Niedergang der Textilindustrie in Deutschland, in den 1970er und 1980er Jahren, wurde der Wettbewerb immer schwieriger. Produkte der ehemaligen Spinnfaser bzw. Enka AG Anton Dressler Luftbild "ENKA"
Fotos: Hannelore Diederich 
Forstfelder Geschichte[n]
Forstfelder Geschichte im Web von Falk Urlen
Ein “offizielles Jubiläumsprojekt 2013” von “Kassel 1100” im Rahmen “Kultur im Kasseler Osten”
Home Überblick Geschichte Ansiedlungen Vereine Institutionen Personen/Gewerbe Impressum Von der Munitionsfabrik zum  Unternehmenspark Kassel - Spinnfaser - ENKA (nach der Festschrift zum 50-jährigen Jubiläum der Eingemeindung Bettenhausens in die Stadt Kassel, Zusammenstellung Kurt Klehm) Home Inhalt Geschichte Ansiedlungen Vereine Institutionen Personen/Gewerbe Impressum Inhaltsverzeichnis Nach der Schließung von Enka schrieb Hannelore Diederich noch die folgenden zwei Beiträge:  Meine Erinnerung an Enka  Bedingt durch die räumliche Nähe meiner Wohnung zum ehemaligen Betriebsgelände der Enka werde ich immer wieder an meine mehr als 10 Jahre in diesem Betrieb erinnert. Gelernt habe ich in einem Industriebetrieb, und so war mir die Struktur von Enka nicht fremd. Betriebsbedingt war ich in vielen Abteilungen tätig. Meine Betriebskenntnis lag weit über dem Durchschnitt. Damit verbunden waren viele persönliche Kontakte. Oftmals bekam ich zu hören: » Wen Sie alles kennen.. « Ich möchte diese Zeit mit der Situation vergleichen, wenn man in einem Dorf aufwächst und mit zunehmendem Verständnis immer mehr Kontakte zu den Mitbewohnern aufnimmt. Das Wort »Spinnfaserfamilie« ist nicht nur eine Floskel. Lange Betriebszugehörigkeit führte dazu, daß man seine Kollegen von vielen - und nicht nur von den besten - Seiten kennenlernte. Freundschaften bauten sich auf. Und brauchte man mal einen bestimmten Rat, dann wußte man, Kollege Meier hat dieses und jenes Hobby... und kann Auskunft geben.  Am meisten hat mir weh getan, daß diese Gemeinschaft auseinandergerissen wurde. Es war ja nicht so, daß man altersbedingt ausgeschieden wäre oder man mit dem Arbeitsplatz nicht zufrieden war. Ein Vergleich fällt mir schwer; ein Zuckerkranker darf seine Leibspeise nicht mehr essen - eine Hobbystrickerin bekommt Gicht - ich darf nicht mehr in meine Heimat! Am besten hat Christine Brückner meine Gefühle in ihrem Roman »Nirgendwo ist Poenichen« ausgedrückt.  Seit 8 Monaten habe ich Gelegenheit, meine Arbeitsplätze bei Enka mit denen in anderen Firmen zu vergleichen. Es gibt keinen Vergleich. Natürlich sind in anderen Unternehmen auch nette und andere Mitarbeiter beschäftigt. Aber die »Familie« fehlt, das soziale Umfeld fehlt, die vertraute Umgebung fehlt... Lange Zusammenarbeit schafft viele gemeinsame Erinnerungen. Neue Bekanntschaften erweitern zwar den Gesichtskreis, als Neue ist man aber auch von den Erinnerungen in anderen Betrieben ausgeschlossen. Diese Möglichkeit des Erinnerungsaustausches ist ein für alle Mal verloren. Ein Gespräch anläßlich eines zufälligen Zusammentreffens auf der Straße oder auch bei einer Verabredung ersetzt diesen wichtigen Lebensabschnitt nicht. Warum kommen immer wieder so viele Rentner in »ihre« Firma?!  Bei dem Gedanken »Warum ist das alles so gekommen?« rutsche ich in die Politik und unser Wirtschaftssystem ab. Dieses Thema möchte ich absichtlich ausklammern. Ich möchte mir meine Erinnerung an eine sehr schöne Zeit durch ein aufgewühltes und verärgertes Inneres nicht verderben. Ich hoffe nur, daß dieses Beispiel andere Arbeitnehmer vor ähnlichen Erfahrungen bewahren kann.  So traurig der Anlaß auch war, mit die schönste Zeit bei Enka war der Arbeitskampf. In dieser Zeit traten die wahren Charaktere der Mitarbeiter zutage. Ich bin nach wie vor der Meinung, daß wir für viele - speziell für die älteren - Mitarbeiter einen großen finanziellen Vorteil erkämpft haben. Diese 2 1/2 Jahre haben bei mir persönlich den Blick für unser Wirtschaftssystem und die Probleme in anderen Betrieben geöffnet. »... von der Schließung betroffen... « läßt mich heute aufhorchen, während diese Meldung vor unserem Arbeitskampf unter »ferner liefen « aufgenommen wurde.  1 1/2 Jahre danach  Vor einigen Wochen war ich aus privaten Gründen auf dem ehemaligen Enka-Gelände. Stellen Sie sich vor, Sie sind im Harz in der heutigen DDR geboren und haben einen Großteil Ihres Lebens dort verbracht. Anläßlich eines Besuches sehen Sie Ihre Heimat hinter der Grenze wieder; trotzdem ist sie für Sie unerreichbar. Dieses Gefühl habe ich jedes Mal, wenn ich am Enka-Gelände vorbeifahre. Der Vorstand hat mir meine Heimat genommen. Ohnmächtiger Zorn ergreift mich bei dem Gedanken, daß ein Mensch (Aufsichtsratsvorsitzender) mit seiner Joker-Stimme eine so große Macht besitzt und über Wohl und Wehe von Menschen bestimmen kann, die er gar nicht kennt. Und das Ganze nennt sich Mitbestimmung ...     Meine persönliche Einschätzung zum Arbeitskampf im Telegrammstil:  •	Neue Maßstäbe gesetzt,  •	Arbeitgeber verunsichert,  •	neue Grenzen des Arbeitskampfes gesteckt,  •	den wahren Charakter der Mitarbeiter kennengelernt,  •	für viele Kolleginnen und Kollegen wirtschaftliche Vorteile erstritten durch Hinauszögern des Schließungstermines,  •	gute Unterstützung von der Kommune, könnte aber noch besser gewesen sein aufgrund des Ausmaßes der Bedrohung von Lebensverhältnissen.
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