Forstfelder Geschichte[n]
Forstfelder Geschichte im Web von Falk Urlen
Geschichte Teil 2
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Vom Forst zum Stadtteil Forstfeld (II) - Geschichte bis 1918 Falk Urlen
Als im Jahre l877 mit dem Bau der Kassel - Waldkappeler Eisenbahn begonnen wurde, musste ein großes Stück des Forstes für die Anlage des Bahnhofs Bettenhausen abgetreten werden. Am 1. Dezember 1879 waren die Schienen gelegt und es entstand der Bahnhof Bettenhausen. Ein weiteres Teilstück wurde im Jahre 1894 für die Errichtung des Gas-Werkes auf dem Sauplatz verwendet. In Chroniken werden aus der jüngeren Geschichte einige Ereignisse aus dem Forst erwähnt, die für die Bevölkerung von Bedeutung waren: 1868 fand hier das erste Kasseler Pferderennen statt. Es wurden große hölzerne Tribünen für die Zuschauer aufgeschlagen. Ein weiteres glanzvolles Rennen gab es 1873. Über die Leipziger Straße war das Forstgelände seit 1880 durch den Pferdeomnibus, seit 1884 durch die Pferdebahn und dann seit 1900 durch die elektrische Straßenbahn mit der Stadt Kassel verbunden.  1910 fand die erste Flugveranstaltung auf dem neuen Flugplatz statt. 1913 war der Forst Etappenziel des "Prinz-Heinrich-Fluges." Diese Flüge waren  Zuverlässigkeitsflüge, an deren Spitze „Seine Königliche Hoheit Prinz Heinrich von Preußen“ stand. Sinn dieser Flüge war es auch, der Luftfahrt den Boden zu bereiten. Die Flugzeuge waren in Wiesbaden gestartet und landeten in Kassel, was hier ein großes Ereignis war. Zu diesem Anlass gab es sogar einen Sonderstempel für Briefmarken, wodurch ich wieder erfahren habe, was diese Prinz-Heinrich-Flüge überhaupt waren.   Die Söhrebahn, auf deren Teiltrasse vielleicht einmal eine Straßenbahn nach Lohfelden fahren wird, wurde 1912 eröffnet. Sie war eine Privatbahn und  hatte im Forstfeld eine Bedarfshaltestelle ''Eisenhammer", nahe dem alten ''Schindeleichweg" (Forstbachweg). Die "Kleinbahn Kassel" beförderte in den folgenden 54 Jahren rund 50 Millionen Fahrgäste. Der Personenverkehr  wurde 1966 eingestellt. Anfang des letzten Jahrhunderts hatte sich der Kasseler Kreistag für eine Kleinbahnverbindung zwischen Bettenhausen und Wellerode stark gemacht, schon wegen der Braunkohlevorkommen in der Söhre, aber auch um die südöstlich des Zentrums liegenden Ortschaften an die Kreisstadt anzubinden. Das Grundkapital von 450 000 Mark brachten die anliegenden Gemeinden und einige Einzelpersonen in die AG ein. Am 22. August 1912 wurde die 10,5 km lange Strecke in Betrieb genommen. In der Zeitung stand: "Unter dem Jubel der zahlreichen Schaulustigen setzte sich die Henschel-Lokomotive von Bettenhausen aus über die Stationen Eisenhammer, Ochshausen-Crumbach, Vollmarshausen und  Wellerode in Bewegung. Endstation war "Wellerode-Wald". Die Bahn transportierte vor allem Arbeitskräfte sowie Basaltsteine, Splitt, Kohlen und Ziegelsteine von Wellerode nach Kassel, aber auch Schulkinder und Marktleute. Am Wochenende nutzten Ausflügler, die in der Söhre wandern wollten, gerne diese Bahn. Fünf bis sieben Züge fuhren täglich die einspurige Strecke hin und zurück, am Wochenende sechs. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern schaffte sie die Strecke in einer knappen halben Stunde und überwand einen Höhenunterschied von 180 m. Die früheren Passagiere konnten zwischen der 2. bis 4. Klasse wählen. 1983 fuhr der letzte Güterzug auf dieser Strecke. Es dauerte lange, bis alle Schienen abgebaut waren. Das Grundstück auf Kasseler Gebiet wurde an die Stadt Kassel verkauft, die es aber für eine geplante "Regio-Tram" frei halten muss. Im Augenblick hat sich ein schönes Biotop gebildet; z. T. wurde die Trasse mit Mitteln des Ortsbeirates in einen Rad– und Wanderweg umgebaut.  1912 wurden zwei Henschel-Lokomotiven  (Bt) angeschafft, 1916 wieder eine verkauft, eine andere schied 1935 aus. Kurz nach 1912 wurden zwei weitere Loks (Dn2t) von Henschel gekauft und später umgebaut (Dh2t). Eine weitere Dh2t wurde 1965 erworben. 1970 wurden dann noch einmal zwei Diesselloks (D-dh) von Henschel angeschafft, von denen eine bei der Kleinbahn Butzbach und eine andere in Italien bei ACT Reggio Emilia noch im Einsatz sein sollen.  Die Landwirtschaftsausstellung 1911 und die Landung des Luftschiffes ''Victoria Luise" im nächsten Jahr waren dann vorübergehend die letzten friedlichen Ereignisse. In den "Casseler Neuesten Nachrichten" hieß es dazu: "Eine Begeisterung sondergleichen war über unsere Stadt gekommen", Fahnen wurden gehisst, die Kirchenglocken läuteten, und von überall her ertönten Hurra-Rufe. Alles strömte zum Forst, keiner wollte sich den Anblick des Luftschiffes entgehen lassen. Der Zeppelin, der 24 Fahrgäste aufnehmen konnte, war 150 m lang, der Durchmesser betrug 14 m. Er war mit seinen drei 170-PS-Motoren 70 km/h schnell. Eine Stunde blieb er am 29. September 1912 auf dem Forst, dann flog er mit neuen Passagieren zurück nach Frankfurt.  1906 hatte die Stadt Kassel das gesamte Gelände vom Militärfiskus freigekauft. Stadt und Bewohner der näheren Umgebung waren nun endlich frei von Belästigungen durch militärische Anlagen und Benutzungen. Man plante die Besiedelung und Nutzbarmachung für Industrieunternehmen. Der beginnende 1. Weltkrieg brachte aber erneut Militärisches: den Bau der "Königlichen Munitionsfabrik" mit einigen Wohnblöcken für die Beschäftigten. In den Jahren 1915 bis 1917 wurde auf dem Forst von Kriegsgefangenen die Kasseler Munitionsanstalt erbaut. Dieser Betrieb umfasste das heutige Gelände links und rechts der Lilienthalstraße. Ursprünglich wurden Patronen hergestellt. Von den großartigen Plänen, nach denen eine ganze Wohnsiedlung gebaut werden sollte, wurde jedoch nur eine einzige Straße, nämlich die "General-Emmich-Straße", heute Steinigkstraße, durch den Architekten Schmitthenner verwirklicht. l918 befand sich hier ein Materialsammellager eines Armeekorps. Nach dem Krieg standen die Fabrikationsanlagen leer. Die Dimensionen und die Lage der Fabrikhallen waren prädestiniert, wieder neue Rüstungsindustrie zu beherbergen. Im Rahmen des Baus dieser Munitionsfabrik wurde auch „die“ Wahlebach begradigt, wobei die Weidenpflanzungen der Stadt Kassel untergingen. Zwischen der Nürnberger Straße und „der“ Wahlebach entstand die städtische Desinfektionsanstalt an der Stelle, an der schon 100 Jahre früher die Cholerabaracken gebaut worden waren. In dieser Desinfektionsanstalt konnte man auch in den 70-er Jahren des letzten Jahrhunderts Kleidungsstücke desinfizieren lassen, die man an seine Verwandten in der DDR schicken wollte. Dazu brauchte man eine besondere Desinfektionsbescheinigung. Inhaltsverzeichnis
Ein “offizielles Jubiläumsprojekt 2013” von “Kassel 1100” im Rahmen “Kultur im Kasseler Osten”
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