Forstfelder Geschichte[n]
Forstfelder Geschichte im Web von Falk Urlen
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Ein “offizielles Jubiläumsprojekt 2013” von “Kassel 1100” im Rahmen “Kultur im Kasseler Osten”
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Vom Forst zum Stadtteil Forstfeld (IV) - Geschichte ab 1945  Falk Urlen
Wohneinheiten.  1997 wurde das Gebiet zwischen Forstbachweg, Eibenweg, Autobahn und Waldkappeler Bahn dem Stadtteil Forstfeld zugeschlagen, es hatte früher zu Bettenhausen gehört. Angeregt worden war diese Neuordnung von Bürgerinnen und Bürgern, die auf dem Lindenberg wohnten und sich Forstfeld als Zentrum eher zugeordnet fühlten (Kirche, Einkaufszentrum, Ärzte, Haus Forstbachweg), begründet und beantragt  vom damaligen Vorsitzenden der Siedlergemeinschaft Lindenberg I, Erich Bing. Forstfeld hatte im Jahr 2001 7124 Einwohner, das waren je Quadratkilometer 3779 (Kassel: 1815), 1454 Wohngebäude und 3374 Wohnungen. Anfang der 70-er Jahre sollte der Forstbachweg noch als Ost-West-Tangente vierspurig ausgebaut werden. Der Grunderwerb war bereits teilweise durchgeführt. Man ging davon aus, dass Kassel auf über 300000 Einwohner anwachsen würde. Hilfreich war da die Bundesgartenschau 1981, bei der beim Anlegen des Auesees so viel Kies anfiel, dass auf diese Weise der Bau der  Südtangente - Autobahn (A 44) - möglich wurde. Damit wurde der Forstbachweg nicht mehr gebraucht. Zur Verkehrsberuhigung wurde die Straße rechtwinklig an den Waldauer Weg angeschlossen und im Jahr 2000 die Wahlebachbrücke eingeengt. 1985 wurden die Forstfelder Nebenstraßen in Tempo-30-Zonen umgewandelt, weil die Ortsbeiratsmitglieder befürchteten, dass durch die ähnlichen Maßnahmen im Stadtteil Waldau sich der Verkehr nach Forstfeld ziehen würde. Auf die Straßen wurden große Blumenkübel gestellt, die die Tempo-30-Zone signalisierten. Diese wurden dann nicht mehr gepflegt und verrotteten, so dass ein Ersatz gesucht werden musste (Einer dieser Kübel steht noch auf dem Schröderplatz). Vorgeschrieben waren damals in diesen Zonen noch gut sichtbare Hindernisse, was heute nicht mehr der Fall ist. Darum sollten in den 80-er Jahren ca. 700000 DM in Forstfeld investiert werden, um beispielhafte Tempo-30-Zonen mit Aufpflasterungen der Straßenpforten zu gestalten. Verwendet wurde das Geld dann leider nach Änderung der Verwaltungs-vorschriften für die leidigen "Kasseler Lollis", Baken zur Verkehrsberuhigung, die u. a. dazu führten, dass es im Kasseler Wählerverhalten erdrutschartige Veränderungen mit starken kommunalpolitischen Auswirkungen gab. In Forstfeld waren die Veränderungen auch festzustellen, aber nicht in dem Umfang wie im gesamten Kassel.  In den Jahren ab 1997 wurde fast das gesamte Forstfelder Kanalnetz erneuert, nachdem es immer wieder zu "Kellerüberschwemmungen" gekommen war. Unter der Kreuzung Ochshäuser Straße/Forstbachweg befinden sich große Kanalbauwerke. Diese Kreuzung war seit Jahrzehnten aufgrund ihrer Unübersichtlichkeit (sie verlief immer noch so wie vor Jahrhunderten als "versetzte Kreuzung") ein Unfallschwerpunkt. In Folge der Kanalbau-maßnahmen wurden u. a. der Forstbachweg zwischen Wahlebachbrücke und Ochshäuser Straße und die Ochshäuser Straße bis zum Erlenfeldanger vollkommen neu gestaltet. Auf Intervention des Ortsbeirates und mit großem Einsatz des Ortsvorstehers wurde statt einer mit Kalksteinen bedeckten Fläche ein ansprechender Stadtplatz mit Brunnen und Kunstwerk errichtet, der am 23. Juni 2002 eingeweiht wurde. Es ist vorgesehen, dass der Anfang des letzten Jahrhunderts begradigte Lauf des Wahlebachs, der in den siebziger Jahren mit Basaltsteinen kanalisiert wurde, wieder in einen naturnäheren Zustand zurückversetzt wird.  Die Chronik und Geschichten zu den einzelnen Siedlungen, Vereinen und Institutionen finden Sie in den anschließenden Kapiteln. Seit dem 1. Oktober 1945 gehörte das heutige Forstfeld verwaltungsmäßig zum Ortsteil Waldau - wegen der Gemarkungsgrenze. Wenn man es von der Bevölkerungsdichte her sah, dann war es eher umgekehrt. Aus dem Jahr 1954 liegt eine Einwohner- und Häuserzählung vor. Damals gab es in Waldau 189 Häuser und 1820 Einwohner (mit den Bewohnern der Laubenkolonien des Forstgeländes). Im heutigen Forstfeld gab es 700 Häuser mit 7514 Einwohnern, davon  2112 unter 16 Jahren. Der Verwaltungsbezirk (14) hieß damals deswegen auch bis 1950 Waldau-Siedlungen. Dann wurden die Kasseler Verwaltungsbezirke reduziert und aus Waldau und Bettenhausen wurde der Bezirk ''7 Ost".   Es gab aber  noch zwei Verwaltungsausschuss-bezirke, nämlich Bettenhausen und Waldau. Die Bezirksstelle war in der Ochshäuser Str. 6. Ab 1953 gab es dann wieder mehr Verwaltungsbezirke, Forstfeld gehörte wieder zu Waldau-Siedlungen.  Nach 1945 mussten die Menschen  zur Verwaltungsstelle 45 Minuten bis nach Waldau über lehmige Feldwege gehen. So wurde 1951 ein Büro des Bezirksamtes VII als Nebenstelle in der Payerstraße 4 geschaffen, um den Menschen lange Fußwege zu ersparen.   Am 2. Oktober 1956 gehörten dem Verwaltungsausschuß Waldau folgende Personen an:   Romeis, Martin, Radestr. 42 Leimbach, Willi, Singerstr. 7 Hugo Karl, 1. Erlenfeldweg 39 Seeger, Else, Steinighstr. 19 Mühlhausen, Heinrich, Nürnberger Str. 165 Kipphenn, Heinrich, Bergshäuser Str. 37 Haudel, Christoph, Ochshäuser Str. 68 May, Heinz, Kasseler Str. 71 Hohm, Martin, Kasseler Str. 17  Diese waren von Vereinen und Institutionen vorgeschlagen gewesen, direkte Wahlen gibt es erst seit 1981. Aufgelistet hatte das Josef Corthals, der Bezirksstellenleiter (?) für (?), er war zeitweise auch Vorsitzender der SPD-Forstfeld. So richtig kannte man sich aber mit den Ortsteilbezeichnungen wohl nicht aus. Die Überschrift lautete: “Verwaltungs-ausschuss vom Stadtteil Kassel-Bettenhausen, Forstfeld. Nachstehend aufgeführte Personen sind Mitglieder des Verwaltungsausschusses Fortfeld,” obwohl  zwar Waldauer Bürger Mitglieder waren, aber keine Bettenhäuser. Vielleicht kann einer der Leser dieses Rätsel einmal aufklären. Ein anderes Protokoll des Verwaltungsausschusses ist 1951 vom Vorsitzenden H. Gley unterschrieben, dieser unterschreibt weiter mit “Verwaltungsausschuß Waldau-Siedlungen”, was wohl korrekt war.  Aus Protokollen, die im Kasseler Archiv lagern, geht hervor, dass Forstfeld ab 1957  einen eigenen Verwaltungsausschuss hatte, also nicht mehr  zu Waldau gehörte und somit ein neuer Kasseler Stadtteil war.  1981 wurde aus dem Verwaltungsausschuss der Ortsbeirat, der direkt von der Bevölkerung gewählt wurde, zunächst nach Listenwahl, ab 2001 nach einer Mischung aus Persönlichkeits- und Listenwahl. Die Forstfelder Bürgerinnen und Bürger können seitdem 9 Stimmen vergeben, maximal 3 für die von ihnen bevorzugten Kandidaten .  1970 wohnten in Forstfeld 5665 Menschen, 1980 nur noch 4973. "Mit dem Abriss des Behelfswohnraums und dem umfangreichen Neubau von Sozialwohnungen ist in diesem Zeitraum eine Umstrukturierung eingetreten. Der Bevölkerungsrückgang hängt zusammen mit dem Abbau  der hohen Wohnungsbelegung, in starkem Maße der Verkleinerung der Haushalte im Zuge des Familienzyklus und auch mit dem Sterbeüberschuss. Trotz des Neubaus von ca. 300 Wohnungen in der Heinrich-Steul-Straße kam es zu diesem überdurchschnittlichen Bevölkerungsrückgang. In "Alt-Forstfeld" (ohne den Lindenberg) gibt es heute 2300 Abschrift eines Artikels in der HN v. 05.12.1950 Bürger der Bettenhäuser Siedlungen trugen drei Stadträten ihre Nöte vor Kassel (-nk). Drei Stadträte und der Leiter des Stadtgartenamtes stellten sich am Dienstagabend einer Bürgerversammlung im Verwaltungsbezirk 14, zu dem das Erlenfeld, das Forstfeld, Waldau und die Städtische Siedlung gehören. Die Diskussionsteilnehmer warfen dem Magistrat vor, daß er den Bezirk vernachlässige. Sie erinnerten daran, daß sie ebenso Steuerzahler seien wie die Bewohner anderer Stadtteile. Aus den Auskünften, die die Stadträte Friedrich Quanz und Gustav Faber, Stadtschulrat August Fricke und Diplom-Gärtner Albrecht von Eichel-Streiber bereitwillig gaben, ging immer wieder hecvor: die Stadt würde gerne helfen, aber sie hat kein Geld.  Schlagloch an Schlagloch Ein Siedler, Heinrich Mertens, brachte die schlechten Straßenverhältnisse in den Bettenhäuser Siedlungen zur Sprache. In keinem anderen Stadtbezirk, sagte er, könne man solche Straßen finden, die mit ihren bis zu 20 cm tiefen Wasserpfützen den Weg zur Arbeit, zum Kaufmann, zur Schule zu einer Qual mache. Bei feuchtem Wetter sitzen die Kinder mit nassen Füßen in der Klasse, berichtete der Siedler. Der Rattenplage auf den mit Trümmerschutt bedeckten Straßenteilen sei nicht mehr Herr zu werden. An manchen Stellen müßten die Siedler durch 30 cm hohen Schlamm waten. Seit 18 Jahren, sagte Mertens, sei jetzt nichts mehr an den Straßen getan worden. Ein Vertreter der Bauverwaltung machte den Materialmangel vor der Währungsreform und den Geldmangel nachher dafür verantwortlich. Er wies weiter darauf hin, daß die Straßen der Forstfeld-Siedlung Eigentum der Siedlungsgenossenschaft seien. Die Verhandlungen über ihre Abtretung an die Stadt seien noch nicht zum Abschluß gekommen. Der Beamte versprach, daß die Straßen im Erlenfeld  in zwei bis drei Jahren erneuert werden würden. Stadtrat Faber fügte hinzu: „Verlieren Sie nicht die Geduld. Wir wollen helfen, aber müssen Geld dazu haben.“ Schulen auf Zuwachs Der zweite Vorsitzende des Verwaltungs- ausschusses, Karl L i p s , warnte die Stadtverwaltung, Schulneubauten in Angriff zu nehmen, die sich nachher als zu klein herausstellen würden. Bei dem Plan für das neue Schulhaus am Togo-Platz müsse sie davon ausgehen, daß Ostern 1952 für 1650 Kinder Schulraum da sein müsse. Er bezeichnete die Toiletten-Anlagen der Bürgerschule in Waldau als hygienisch unzureichend. Ein solcher Uebelstand, sagte er, lasse sich nicht durch die Bemerkung des Maschinenamtes abtun, die Kinder sollten ihre Notdurft zu Hause verrichten. Stadtschulrat Fricke machte geltend, daß von den im Etat vorgesehenen 1,3 Millionen DM nur 500 000 DM ausgeschüttet werden könnten. So könne die Schule am Togo-Platz nicht in einem Zuge gebaut werden und der Erweiterungsbau in Waldau werde auch hinausgezögert. Kulturhalle geplant Zur Frage der Grünanlagen und Spielplätze sagte Diplom-Gärtner von Eichel- Streiber, daß das Gartenamt kaum etwas unternehmen könne, weil 1. kein Geld zur Verfügung stehe und 2. die Siedlungsgenossenschaft Eigentümer der Grünanlagen sei. Er versprach aber, daß im Frülhjaihr 1951 drei Kinderspielplätze ausgebaut würden. Städtrat Quanz gab bekannt, daß ein Saalbau für kulturelle Veranstaltungen geplant sei. Auch er versprach Hilfe im Rahmen des Möglichen. Die Aussprache war vom Vorsitzenden des Verwaltungsausschusses, Hermann G 1 e y, geleitet worden. Die Bewohner des Bezirks wollen jetzt öfter zusammenkommen, um gemeinsame Fragen zu besprechen. Am  22. Juli 1950 stand in der Kasseler Post der folgende Artikel:  Zwischen den großen Ausfallstraßen Forstfeld und Lindenberg, der größte Siedlungskomplex Der Forst hat eine alte und wechselvolle Geschichte; es wurden dort Urnenfunde aus frühester Zeit gemacht, und schon bei der Gründung Bettenhausens wurde der Ort als "ante forestan" gelegen bezeichnet. Er ist wahrscheinlich ebenso wie der Lindenberg eine alte Malstätte und war wechselseitig mit dem Berg Richtstätte. Vom frühen Mittelalter bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts war der Forst mit Galgen und Rad ausgestattet.  Im letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts wollte Landgraf  Karl die Hugenotten zunächst dort ansiedeln, und er mußte erst von der Unentbehrlichkeit des Weidelandes überzeugt werden, ehe er den Hugenotten das Gebiet der heutigen Oberneustadt zuwies. Es ist gar nicht auszudenken, welche Entwicklung die Stadt genommen hätte, wenn der erste Plan verwirklicht worden wäre. Im 18. Jahrhundert wurden auf dem Platz die Vieh- und Pferdemärkte abgehalten.  Und schließlich erinnern wir uns selbst noch an die weite unbebaute Grasfläche, gegen den Horizont begrenzt vom Lindenberg, auf dem einsam und weithin sichtbar die mächtige uralte Linde steht, die wahrscheinlich die alte Versammlungsstätte bezeichnet. Das einzige Steinwerk von Menschenhand war die Grabplatte für die 1809 als Beteiligte an den Emmerichschen Aufstand dort erschossenen Hessen, die heute von Industriegebäuden eingeschlossen ist.  Als erstes Gebäude kam dann das Lindenberg-Krankenhaus in die Gegend und zu Beginn des ersten Weltkrieges die "Muni", mit der der Grundstein zu den heutigen riesigen Industrieanlagen auf dem stadtnahen Teil des Forstes gelegt wurde. Vorher war der Forst noch Schauplatz bedeutender Ereignisse. Was haben wir nicht  selbst alles dort noch erlebt.  Flachrennen mit mondänem Totobetrieb und sogar ein Windhundrennen sah der Berichterstatter dort als Kind. Mit der Entwicklung des Kasseler Sports, namentlich des Fußballs, ist der Platz untrennbar verbunden. Der erste Zeppelin landete dort, und 100 000 Menschen kamen zum ersten Male in Kassel zusammen, um Hans G r a d e fliegen zu sehen. Sie gingen enttäuscht und ungläubig nach Hause, um dann an der gleichen Stelle 1912 beim Deutschlandrundflug endlich an das Wunder zu glauben. Große Manöver fanden dort statt, und lange war der Forst Streitobjekt zwischen Militärdienststellen und Stadtverwaltung.  Die Besiedlung Erst zu Beginn der dreißiger Jahre begann die Besiedlung, die rasch einen starken Aufschwung nahm. Mit rund 10 000 Einwohnern ist das Gebiet zwischen den Industriebauten des Forstes, der Leipziger Straße, der Autobahn und dem Wahlebach der größte Siedlungskomplex im Stadtkreis. Er teilt sich in vier allmählich zusammenwachsende Einzelsiedlungen, die Lindenberg-Siedlung, die Erlenfeld-Siedlung, die FieselerSiedlung und die städtische Vorortsiedlung, die man nach den Straßennamen im Volksmund "Afrika"-Siedlung nennt. Die bisherige Trennung des Gebiets, nach der der Lindenberg verwaltungsmäßig nach Bettenhausen gehörte, wurde im Zuge der Neueinteilung in acht Stadtbezirke aufgehoben, so daß der Gesamtkomplex heute zum Stadtbezirk VII (Ost) gehört. Der Hausbau wurde durch gemeinnützige Gesellschaften, durch Privatinitiative und in Selbsthilfe vorgenommen. Zuletzt kamen in 1944 noch die Holzhäuser (Finnenhäuser) im Bereich des Lindenberg 3 hinzu, an die heute Massivbauten der GEWOBAG angeschlossen werden. Als einzige der vier ist die städtische Vorortsiedlung ohne Gärten angelegt, als Kinderreichen-Siedlung mit Spielplätzen und Baumbepflanzung. Kinderreichtum ist übrigens charakteristisch für den ganzen Bezirk, der in seiner längsten Ausdehnung durch die Ochshäuser Straße und die parallel laufende Söhrestraße gegliedert wird. Die augenblickliche Bautätigkeit deutet auf eine Entwicklung der Lindenberg-Siedlung, den Hang des Berges hinauf bis über die Autobahn, durch privates Bauen, und auf eine Schließung der Lücke zwischen der Vorortsiedlung und Bettenhausen im Siedlungsbau. Straßen, Straßen . Eine Gesamtübersicht zeigt, daß es ein Siedlungsgelände des kleinen Mannes, des Arbeiters und Angestellten ist. Der Garten spielt eine große Rolle. (Kleinvieh ist wegen der hohen Futterkosten fast ganz verschwunden und Geflügel hat wieder den Vorzug.) Organisatorisch erscheint der Komplex fortgeschrittener als die übrigen Stadtrandsiedlungen. Ladengeschäfte gibt es bis in entlegenste Branchen. Ein Postamt, eine Kirche und eine Polizeistelle sind da. Es gibt einen Arzt und einen Rechtsanwalt, die Schule erfaßt die drei untersten Klassen, der Apotheken-Dienst wird bald durch eine im Bau befindliche Apotheke abgelöst. Die Klagen sind die gleichen wie überall. Vor allem Straßen, Straßen, Straßen ... Als wichtigste wird eine Direktverbindung zur Leipziger Straße gefordert, da bereits Bürger, die wegen der völlig verschlammten Wege auf den Geleisen der Söhre-Bahn gingen, mit dem Gesetz in Konflikt kamen. Die dem Lindenberg als Kanalisation dienenden Gräben werden zur Zeit zum ersten Male seit zehn Jahren von der Stadt gesäubert. Eine Gesamtforderung: Ein Lokal, das zugleich Versammlungsort und kultureller Mittelpunkt werden soll. Die Fieselersiedlung wünscht sich die Wiederherstellung der Schröderstraße durch das Gartenamt. Nachbarliche Selbsthilfe Den besten Einblick gewannen wir in einer bis in die Nacht dauernden Sitzung des Siedlungsvorstandes von Erlenfeld in einer Gartenlaube. Durch Selbsthilfe zu nachbarlicher Kameradschaft erzogen, hinterließ der Rat der besonnenen Männer und einer Frau einen nachhaltigen Eindruck. Die Siedlung, die auf ihrem Grund auf Erbpacht sitzt, hat ihre besonderen Sorgen. Da ist der seit Jahren nicht regulierte und völlig verschlammte Wahlebach, dessen Wasser sich staut und in den Kanälen hochsteigt, da wird über das Fehlen eines Schuttabladeplatzes gesprochen und über die Schwierigkeiten mit der Briefpost, die erst nach Waldau geht und dann nach Bettenhausen zurück, und um Tage verspätet zugestellt wird, Vor allem wird, wie überall in diesen Tagen, über die harte und ungleichmäßige Anwendung der baupolizeilichen Verordnungen geklagt und die brüske Form der Ablehnung, die völlig gegen den Sinn der Erbpacht ist. Wenn sich die Familie erweitert, muß auch das Haus erweitert werden, und hier in dieser abgelegenen Gegend, die niemals Durchgangsverkehr haben wird, sollte man den hart um die Existenz ringenden Siedlern, die sich sogar ihre Straßen selbst gebaut haben, das Leben nicht schwer machen. Wie überhaupt dieser ganze große Siedlungskomplex im Kasseler Osten mit seinen fleißigen Bewohnern stärkste Beachtung durch die Behörden verdient. (FH) Dies ist ein Buch zum Mitmachen (Meistens Stand 2002)! Bitte aktualisieren Sie es oder informieren Sie mich über Fehler!