Die Planungsphase "Die Bewohner der Baracken am Forstbachweg und Franzgraben sollen in Altbauwohnungen der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Kassel (GWG) untergebracht werden, damit die Baracken abgebrochen werden können. Einstimmig billigten die Stadtverordneten gestern Abend mit diesem Beschluss das Barackenbeseitigungs-programm der Stadt. Auf dem Grundstück am Forstbachweg, das durch den Abriss von Baracken frei wird, sollen dann Sozialwohnungen vor allem für kinderreiche Familien errichtet werden." So stand es am 11. Mai 1971 in der Hessischen Allgemeinen". Damit hatte die Geburtsstunde der heutigen Heinrich-Steul-Straße geschlagen. Für die neugeplante Siedlung mit einer gesamten Grundstücksgröße von 39 503 qm wurde ein Architekten-Wettbewerb ausgeschrieben, für den 8 Arbeiten vorgelegt wurden. Ein 1. Preis wurde nicht vergeben, jedoch bildeten die Gewinner des 2. Preises (Planungsgruppe Dietrich-Hagen-Wündisch) und des 3. Preises (Prof. Hirdes) eine Arbeitsgemeinschaft und überarbeiteten die Entwürfe. Die Außenanlagen wurden von dem Gartenarchitekt Krüger aus Hofgeismar gestaltet. Die Bausphase Die Bauarbeiten für den 1. Bauabschnitt (Nr. 39 - 27) mit 126 Wohneinheiten begannen am 2. April 1973. Dieser wurde von der Fa. Hoch und Tief ausgeführt. Als Subunternehmer wurde für den Rohbau die rumänische Staatsfirma "Tarom" eingesetzt. Der Rohbau wurde gemauert und später mit Platten verkleidet. Die Bauarbeiter lebten während der Bauzeit unmittelbar neben der Baustelle. Nach 1 jähriger Bauzeit konnten die Wohnungen zum 1. April 1974, also vor genau 20 Jahren, bezogen werden. Entgegen der heutigen Hausnummernfolge wurde der 1. Bauabschnitt mit "Haus 1 - 7" verwaltet, denn der Straßenname wurde erst später offiziell eingeführt. Beim Einzug zum 1. April 1974 lautete die Adresse noch Forstbachweg 16, neue Häuser", erst später erfolgte die Umbenennung in "Heinrich-Steul-Straße".  Im Haus Nr. 29 war für den damaligen Siedlungsverwalter eine Wohnung reserviert. Der offene Durchgang im Haus Nr. 27 wurde 1978 zu Büroräumen für den Siedlungsverwalter umgebaut. Anfang der 80er Jahre wurde dieses Büro aufgelöst und zu Wohnräumen umgestaltet. Die Rampe auf der Rückseite des Hauses war damit ohne Funktion und wurde später bepflanzt. Während die Vermietung der Wohnungen aus dem 1. Bauabschnitt recht zügig verlief - der letzte Mietvertrag wurde am 14. März 1974 unterzeichnet - konnten die 149 Wohnungen des 2. Abschnitts nur schleppend vermietet werden. Die GWG entschloss sich daraufhin, eine Musterwohnung komplett einzurichten. Der am 15. August 1973 begonnene 2. Bauabschnitt konnte ab dem 15. Oktober 1974 bezogen werden. Selbst der für Ende 1974 geplante Baubeginn für den 3. Bauabschnitt mit 146 Wohneinheiten stand in Frage. Dennoch wurde mit den Arbeiten am 17.Dezember 1974 begonnen und die Wohnungen am 24. Februar 1976 fertiggestellt. Auf diesem Gelände stand 1974 u.a. noch die ehemalige Kantine "Haus Forstbachweg" und im Bereich entlang der Grundstücksgrenzen zum Grundstück Forstbachweg 8 eine 2.500 qm große Lagerhalle der Firma Zarth und Walter, in der "zur menschlichen Ernährung bestimmtes In- und Auslandsgetreide der Einfuhr- und Vorratsstelle für Getreide und Futtermittel, Frankfurt" gelagert war. Beim Abriss der Halle bot sich ein Schauspiel, denn viele tausend Mäuse wurden ihrer Heimat beraubt. In den vergangenen 20 Jahren gab es immer wieder Planungen für Garagen, die jedoch jedes Mal aus Kostengründen verworfen wurden. Die Baukosten für die einzelnen Abschnitte lagen bei 1: 9 768 000 DM, 2: 11000 DM, 3: 10 487 000 DM. Bei der Abschreibungskalkulation wurden 100 Jahre Lebensdauer zugrundegelegt. An der Heinrich-Steul-Straße wurden innerhalb von 23 Monaten 421 Neubauwohnungen verschiedener Größe fertiggestellt. Während in den ersten Jahren die Mieter häufig wechselten, geschieht dies heute selten. Beim Erstbezug im Frühjahr 1974 lag die Miete pro qm bei 3,32 DM. Das ergab für eine ca. 75 qm-Wohnung etwa 375 DM Miete, einschließlich Nebenkosten. Den Mietern war bekannt, dass das Land Hessen der GWG einen befristeten Zuschuss gewährte. Infolge stufenweisen Abbaus dieser Beihilfe erhöhte sich die Miete in den Jahren 1979,  1982, 1985 und 1988, wobei Zinssenkungen bzw. -erhöhungen zu jeweils geringen Abweichungen führten. Lagen bei Erstbezug Heizung und Warmwasser noch bei ca. 1 DM je qm und das Kaltwasser bei ca. 0,25 DM pro qm Wohnfläche, liegen diese Nebenkosten nach 20 Jahren bei ca. 1,50 DM Heizung/Warmwasser bzw. 0,83 DM für Kaltwasser. Die Schaffung so vieler neuer Wohnungen zog die Ansiedlung von Infrastruktur nach sich. Z. B. wurde Einzelhandel angesiedelt bzw. erweitert, das neue Haus Forstbachweg gebaut und der städtische Kindergarten eröffnet. In den 70er Jahren fuhr 3-mal täglich ein Güterzug auf der noch heute zu erkennenden Gleistrasse der Söhrebahn. Heute kostet die "Kalt-Miete" 3,80 € pro Quadratmeter, Heizung und Warmwasser ca. 0,80 € pro Quadratmeter. Da heute jede Wohnung ihren eigenen Wasserzähler hat, kann der Wasserverbrauch individuell abgerechnet werden.  1995 wurden im Nebenzweig der Heinrich-Steul-Straße 43 Garagen gebaut. Die Vergabe erfolgte nach der Dauer des Mietverhältnisses. Eine Garage kostet 38,35 € Miete monatlich.  Die Belegung der Wohnungen ist trotz eines entspannten Wohnungsmarktes sehr gut. In den letzten Jahren gab es in der Heinrich-Steul-Straße kaum leere Wohnungen; ein Indiz dafür, dass die Wohnungen immer noch begehrt sind.  Teilweise haben sich Hausgemeinschaften gebildet, die Hausfeste feiern oder gemeinsame Müllsammelaktionen organisieren. Laut Aussage der Polizei anlässlich des 25-jährigen Bestehens liegt die Kriminalitätsrate in diesem Quartier unter dem städtischen Durchschnitt. Aus Anlass des 20- bzw. 25-jährigen Erstbezuges in 1994 bzw. 1999 feierten die Mieter mit den Vereinen, Schulen, der Kirche, Kindertagesstätten und  vielen ehemaligen Mietern diese Jubiläen. Vom Überschuss aus diesen Veranstaltungen wurden eine Tischtennisplatte, ein Billardtisch und eine Bank angeschafft. 2001 wurde das Waldauer/Forstfelder Ferienbündnis finanziell unterstützt. Hannelore Diederich Bericht in der Hessischen Allgemeinen am 20.01.1972 Mit der Entscheidung des Preisgerichts in der Nacht zum Mittwoch hat auch die letzte Stunde der Barackensiedlung Forstfeld geschlagen. In den Flachbauten, die in ihrer Geschichte sowohl Fremdarbeiter als auch Direktoren beherbergten, hausten seit etwa 20 Jahren Obdachlose! Noch sind in den Flachbauten, abfällig „Lettenlager" genannt, 68 Familien mit rund 400 Menschen untergebracht - darunter etwa 300 Kinder. Mit der Umsetzung dieser Familien soll in den nächsten Monaten begonnen werden. Die ehemaligen Barackenbewohner werden in Altbauwohnungen der GWG umziehen, die - so Oberbürgermeister Dr. Karl Branner – „gegebenenfalls auch Platz für größere Familien haben". Zwei dritte Preise zuerkannt Der Vorsitzende des Preisgerichts, Stadtbaurat Heinz Petereit, begründete gestern das Fehlen des ersten Preises. Unter den acht von Architekten und Planungsgruppen aus dem Regierungsbezirk Dassel eingereichten Entwürfen sei keiner frei von schwerwiegenden Mängeln. Unter Berücksichtigung dieser Kriterien erhielt die Arbeit der Diplom-Ingenieure und Architekten Dietrich, Hagen und Wündisch den zweiten Preis den Konzeptionen von Diplom-Ingenieur Hirdes und von der Arbeitsgemeinschaft der Architekten (BDA) und Diplom-Ingenieure von Wild und Haeseler zusammen mit Diplom-Ingenieur Architekt (BDA) Michael Bode und Architekt (BDA) Theo Bode wurden wegen ihrer Gleichwertigkeit zwei dritte Preise zuerkannt. Zwei weitere Arbeiten (Diplom- Architektin Grit Kluthe, Kassel, sowie die Architektengemeinschaft Freimuth und Hajek, Frankenberg) werden angekauft. Auffallend an den acht eingereichten Entwürfen ist die Vielfalt, die von der „Wohn- mauer" auf Stelzen bis zu einer Vielzahl von kleinen, barackenähnlichen Flachbauten reicht. Auch Sozialzentrum entsteht Auf der 65 000 Quadratmeter großen Gesamtfläche am Forstbachweg soll neben den Wohnbauten auch das oft geforderte Sozialzentrum entstehen. Dieses Zentrum, das nicht Gegenstand des Wettbewerbs war, soll Jugendheim, Kindertagesstätte, Sozialstation und Mütterberatungsstelle erhalten. Außerdem ist an Räume für eine Arztpraxis und kleinere Läden in diesem Bereich gedacht. „Diese Einrichtungen sollen möglichst gleichzeitig mit den Wohnungen gebaut werden", kündigte Dr. Branner an. Fast die Hälfte der geplanten Wohnungen wird drei Zimmer haben, etwa ein Drittel ein oder zwei Zimmer und zwanzig Prozent vier Zimmer. „Wenn Großwohnungen benötigt werden, greifen wir eben zum bewährten .Kasseler System' der “Wohnungszusammenlegungen", meinte GWG-Direktor Peter Habermehl. „Sehr behutsam und vorsichtig" Dr. Branner sprach sich dafür aus, die Obdachlosen nach Möglichkeit in dem Gebiet in der Nähe des Forstbachweges umzusetzen, in denen bereits Anlagen für die Betreuung dieser Problemfamilien vorhanden sind. „Das wird aber nicht ch sein." Auch Habermehl wies auf die Schwierigkeiten hin, die sich dadurch ergäben, daß die Familien in der Forstbachsiedlung ausnahmslos „Dauerobdachlose" seien. „Wir werden deshalb bei der Neuunterbringung sehr behutsam und sehr vorsichtig vorgehen müssen." Mit der Unterbringung in einer normalen Wohnung allein sei es nicht getan, erläuterte Habermehl. Es müßten Mietverträge abgeschlossen werden, zu deren Einhaltung jedoch bestimmte Garantien der Stadt Kassel notwendig seien. Über die Fürsorgestellen der Stadt und der Arbeitsgemeinschaft, die sich mit Fragen der Obdachlosen befaßte, würden die Obdachlosen bei der Neuunterbringung mitbestimmen können, betonte Habermehl. Wir hoffen einen Modellfall für die künftige Auflösung der Lager an der Wartekuppe und am Frasenweg zu schaffen.
Fotos:  Hans Pirsch
Forstfelder Geschichte[n]
Forstfelder Geschichte im Web von Falk Urlen
Ein “offizielles Jubiläumsprojekt 2013” von “Kassel 1100” im Rahmen “Kultur im Kasseler Osten”
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Die Heinrich-Steul-Siedlung Hannelore Diederich
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