Die Forstfelder Immanuel-Gemeinde
Pfarrerin Eva Kilian
Impressionen
von Manfred Hallaschka
An einem Vormittag im Spätsommer dieses Jahres sitze ich still in der Immanuelkirche .... Für mich war es ein
unruhiger Morgen, und ich spüre, wie ich zur Ruhe komme in diesem weiten, lichtdurchfluteten Gotteshaus. Insel des
Friedens, so hat Gulbransson seine meisterliche Schöpfung verstanden. Ich denke zurück an meine erste Begegnung
mit dieser Kirche. Genau 20 Jahre vorher hatte mich Prälat Roth mit der Versehung des Pfarrbezirks I der
Immanuelkirche betraut. Deutlich steht mir vor Augen, wie ich die Kirche zum ersten Mal umrundete. Ich war
überrascht und beeindruckt. Was für ein Juwel modernen Kirchenbaues in Kassel, und darin sollte ich künftig Dienst
tun dürfen! Durch meine Studienjahre waren mir die Ereignisse um Planung und Bau dieser schönen Kirche in meiner
Heimatstadt ganz entgangen. Schnell gewann ich den Raum lieb. Die herzliche Aufnahme durch die
Immanuelgemeinde im Erntedankgottesdienst 1968 war ein guter Auftakt dazu. .... Eine Atmosphäre zum Wohlfühlen:
unter der bergenden Form des Zeltdaches die um die zentrale Achse Taufstein, Altar und Kanzel einander zugeordnete
Gemeinde; die liebe- und kunstvoll aufgebauten Erntegaben; die harmonisch in den Raum eingepasste dreiflüglig
geschwungene Orgel mit ihrem herrlichen Klang; die Chor und Instrumentalmusik. Musik gehört überhaupt zu meinen
tiefen Eindrücken in diesem schönen Raum, Gemeindegesang, Orgelwerke, Flöten und Posaunen, der Kirchenchor, mit
dem ich auch dann, wenn ich Dienst hatte, dank der geschickt ins Kirchenschiff gebauten Wendeltreppe auf der
Empore wenn auch zunächst etwas atemknapp meine Stimme vereinen konnte. Musik auch ganz anderer Art vertrug
dieser moderne Kirchbau: neue geistliche Lieder, Spirituals, Beat und Schlagzeug in den Gottesdiensten der Jugend für
die Gemeinde. Der großzügige Altarraum bot Platz für Anspiele, Plakate, Bildmeditationen. Viele Empfindungen
setzte der Raum in mir frei, rief zu Sammlung und Andacht auch mit dem farbigen Altarfenster, weckte Ideen,
forderte mich auf, ihn recht zu füllen zu einer vielfältigen Weitergabe des mir anvertrauten Dienstes. Immanuelkirche
... Berufsanfang ... Zuhause.
An einem Spätsommermorgen sitze ich still und denke an Taufen, und Abendmahlsfeiern, Trauungen und
Andachten, die Taufe unseres ersten Kindes Christiane, Fest- und Konfirmationsgottesdienste mit großen Zahlen,
Kinder, Jugend und ökumenische Gottesdienste, Weihnachten mit silbernem, nicht grünem Baum, an fröhliche und
traurige Anlässe unter dem bergenden Dach dieser Gulbransson-Kirche, dessen Zeltform nun schon ein
Vierteljahrhundert daran erinnert, dass wir hier keine bleibende Statt haben, sondern unterwegs sind zu einem guten
Ziel. Dieser Kirchbau verkörpert, was sein Name verkündet: Immanuel Mit uns ist Gott.
BRIEF AN EINE GELIEBTE
Albert Imhof, Ende März 1965
Endlose Fahrt durch die Leipziger Straße stadtauswärts. Trostlos, abweisend, innerlich und äußerlich fröstelnd.
Pfarrer der Immanuelgemeinde Kassel-Bettenhausen ab 1. April. Am Tag der Ordination habe ich es erfahren. Wo
liegt diese Wißmannstraße mit Kirche und Pfarrhaus?
Und dann trete ich ein in diese Kirche und bin angekommen, bin zuhause.
Die Stille und Ausstrahlung dieses Raumes umfangen mich, streicheln mich, hallen mich, lassen mich einfach da
sein.
Und das ist dieser Kirchenraum der Immanuelkirche immer gewesen und geblieben Ort der Stille und des
Ankommens: Heimat.
Ich liebe diesen Raum. Er spricht zu mir.
Vorbild und Sinnbild für den Zeltbau der Kirche der Name unterstreicht nur noch das Erlebbare: Gott mit uns,
Dank an die geistigen Väter und Mütter und Baumeister dieser Immanuelkirche, Glückwunsch an die Gemeinde, die
diese Kirche ihr eigen nennt.
Ich liebe diesen Raum, ich bin verliebt in diese hautnahe, spürbare Gottesgegenwart. 25 Jahre alt? Kann eine
Geliebte altern?
Ergänzungen zur Chronik der Immanuelgemeinde (Stand: Januar 2013)
von Pfarrerin Eva Kilian